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Artikel vom 07.05.2012 - General-Anzeiger Bonn

Natur-Schätze vor der Haustür

Von Ingo Eisner
Sankt Augustin. Idyllisch mutet das Pleisbachtal an. Streuobstwiesen, Kopfweiden und das Gewässer sind der Beweis dafür, dass die Schönheit der Natur oft vor der Haustür liegt. Am Samstag unternahm das vor einem halben Jahr als Verein gegründete Umweltbildungszentrum Pleistalwerk einen Rundgang durchs Pleisbachtal. Ingrid Küsgens, Vereinsmitglied und diplomierte Geografin, machte sich mit einer kleinen Gruppe auf den Weg, um den Teilnehmern den Lebensraum der Gelbbauchunken, Steinkäuze und Weißstörche zu präsentieren und so manche Bildungslücke über das Pleisbachtal zu schließen.

Wer hätte etwa gedacht, dass es im Pleisbachtal nicht nur Ton-, sondern auch Braunkohle-Abbaugebiete gab? Küsgens zeigte den Teilnehmern, die dem Regen mit Schirmen und wetterfester Kleidung trotzten, Reste von mittelalterlichen Siedlungsstrukturen, die einen kleinen Einblick in die Geschichte des Gebiets gewährten.

Vieles drehte sich während des vier Kilometer langen Marsches um Fauna und Flora. Küsgens zeigte den Teilnehmern die Stelle, an der ein Nest für Weißstörche angelegt worden ist. "Wir warten natürlich gespannt darauf, wann das Nest von den Störchen bezogen wird", so Küsgens. Der Rundgang war der Auftakt eines Jahresprogramms, das von den Mitgliedern des Umweltbildungszentrums zusammengestellt worden ist.

Ein Dutzend geführte Exkursionen bietet der Verein an, der sich zum Ziel gesetzt hat, aus dem knapp sieben Hektar großen Areal ein bürgernahes Umweltzentrum zu entwickeln. Die meisten Veranstaltungen starten in unmittelbarer Nähe des Pleistalwerks, das eine der bekanntesten Industrie-Ruinen der Region ist. "Wir wollen wenigstens einen Bezug zum Gelände herstellen, obwohl es noch nicht Eigentum des Vereins ist", sagte Christian Günther, Vorsitzender des Umweltzentrums.

Zu den Mitgliedern gehört übrigens auch Heinrich Geerling. Der Architekt und Enkel von Pleistalwerk-Gründer Heinrich Startz hat zumindest die Firmenvilla aus der Konkursmasse zurück gekauft. Es gab bereits viele Ideen, das Pleistalwerk aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Ob Reha-Klinik oder Thermalbad - die großen Pläne sind nicht in die Tat umgesetzt worden.

1841 hatte Albert von Mühlmann das Pleistalwerk als Zeche Plato gegründet, in der feuerfeste Dachziegel und Entwässerungsröhren aus Ton hergestellt wurden. Das Werk wurde 1971 unter Gerhard Geerling geschlossen, da die Tonvorkommen erschöpft waren, das Fabrikgebäude sich nicht kostengünstig modernisieren ließ und PVC-Rohre den Steinzeugrohren den Rang abliefen. Seitdem ist das Werk eine Industrieruine, die seit 1992 einer Eigentümergemeinschaft um Rolf Brüning und Bernd Schmitter gehört.

Weg von den Mega-Projekten, wie einem Wellness-Tempel, und hin zur nachhaltigen Entwicklung eines bürgernahen Umweltbildungszentrums - das hat sich der Verein um Christian Günther auf die Fahnen geschrieben. Derzeit werden noch Finanzierungsmöglichkeiten ausgelotet und geprüft, welche Fördertöpfe für das Bildungszentrum angezapft werden können, um die Pläne des Vereins, die auch einen Kauf des Areals nicht ausschließen, umzusetzen.